Tag 1 und Anreise Riga. Kulturschock. Definitiv Kulturschock. Es gibt hier keine Fahrradwege, d.h. die Leute fahren auf den Gehwegen. Also Fahrräder, Roller und was es sonst noch so gibt, fährt dort. Wild und chaotisch. Das ist schon eine Umstellung. Es hat auch einen gewissen Reiz. Die Straßen sind breit und die Gehwege sind schmal. Es wird gerast wie bei uns oder noch schlimmer? Autos. Autos. Autos. Derselbe Schauplatz, wie bei uns. Auch der Flughafen ist anders. Auch hier ein deutlicher Bruch, wenn man aus München kommt; Frankfurt wäre noch extremer. Aber eines gibt es überall: schlechte Toiletten. Warum sollte es bei uns auch besser sein? Das scheint überall auf den Planeten so vorzuherrschen. Schlechte Toiletten. Abgründe der Kloake. Riga hat viele alte Gebäude. Erinnert damit ein wenig an Bremerhaven oder auch an Kassel. Endlose Kolonnen vom immer ähnlichem. Oft die selben Töne, oft dasselbe Aussehen. Hoch heraus ragend. Einengend. Einklemmend. Spalier stehend? Aber wofür? Es gibt hier nichts vergleichbares wie das Deutschlandticket. Aber man kauft ein Ticket und der Rest danach ist einfach. Alles kein Problem und völlig unkompliziert. Ticket kaufen, an einen Automaten halten und das war es. Ja, man kann das auch beim Fahrer kaufen, aber warum will man das, wenn man das bequem am Schalter machen kann? 1,50€ für 90 Minuten. 10 Euro für eine Woche. Ein Schnäppchen. Das Problem beginnt danach dann eher damit, dass der Plan der Busse und Bahnen völlig chaotisch ist. Es gibt Haltestellen mehrmals und sie unterscheiden sich durch ihre Orientierung. Das ist selbst für einen Deutschen zu viel. Aber nun gut, die werden sich eventuell etwas dabei gedacht haben. Und schließlich nutzen viele Leute den ÖPNV jeden Tag. Aber das wilde Etwas an chaotischen Zeichen hat eine eingefrorene Dynamik. Ein Erlebnis aus dem Supermarkt. Vor mir ein junges Mädel, kauft eine Flasche Wasser, beim Bezahlen taucht ein QR Code auf dem Display auf, sie scannt diesen, macht etwas mit dem Smartphone, der Betrag verringert sich, sie bezahlt und geht. Ich bin an der Reihe. Meine Sachen werden gescannt und ich reiche das Geld zum Bezahlen. Plötzlich winkt die Kassiererin das Mädel wieder her, diese scannt den QR Code und geht. Ich stehe sprachlos dort vor der Kassiererin. Ich frage sie danach, was gerade passiert ist, aber sie entgegnet lediglich, dass sie kein Englisch spricht; also auf Englisch natürlich. Befremdlich? Ein Bruch. Ansonsten lebe ich hier etwas, dass mir bereits seit einigen Jahren durch den Kopf geht. Wie wäre es in ein anderes Land zu ziehen und die Sprache nicht zu können und auch sonst kulturelle Barrieren zu haben? Wie wäre das? Daher macht es auch Sinn, hier mehr als nur ein oder zwei Tage zu sein. Was würde man mitnehmen? Was würde man verstehen und wie würde man klar kommen. Leider fehlt zu diesem Experiment die Arbeit. Arbeit als verbindendes Element, welches die einzelnen gesellschaftlichen Teile zusammenhält. Eine Frage, die ich mir stelle: sollte man gleich damit anfangen Grundzüge der anderen Sprache zu lernen oder sollte in der Hilfssprache Englisch verbleiben? Das Abendessen bei einem Inder, warum auch nicht. Leider hatte das Essen keine Schärfe, aber die Aromen waren gut und lecker. Allein schon der Tee war Balsam auf die müde Seele. Der Abend findet Abschluss in einem Teeladen, in welchen der mangelnde Schlaf mit Kräutertee betäubt wird. Es war ein langer von Hitze und vom Reisen geprägter Tag.